Donnerstag, 6. Dezember 2012

Advent...


               Es naut die Blacht...Verzeihung!

                Advent

                Es blaut die Nacht, die Sternlein blinken,
                Schneeflöcklein leis herniedersinken.
                Auf Edeltännleins grünem Wipfel
                häuft sich ein kleiner weisser Zipfel.

                Und dort, vom Fenster her, durchbricht
                den dunklen Tann ein warmes Licht.
                Im Forsthaus kniet bei Kerzenschimmer
                die Försterin im Herrenzimmer.

                In dieser wunderschönen Nacht
                hat sie den Förster umgebracht.
                Er war ihr bei des Heimes Pflege
                seit langer Zeit schon sehr im Wege.

                So kam sie mit sich überein:
                Am Niklasabend muss es sein.
                Und als das Rehlein ging zur Ruh',
                das Häslein tat die Augen zu,

                erlegte sie - direkt von vorn -
                den Gatten über Kimm' und Korn.
                Vom Knall geweckt rümpft nur der Hase
                zwei-, drei-, viermal die Schnuppernase.

                Und ruhet weiter süß im Dunkeln,
                derweil die Sternlein traulich funkeln.
                Und in der guten Stube drinnen,
                da läuft des Försters Blut von hinnen.

                Nun muss die Försterin sich eilen,
                den Gatten sauber zu zerteilen.
                Schnell hat sie ihn bis auf die Knochen
                nach Waidmanns Sitte aufgebrochen.

                Voll Sorgfalt legt sie Glied auf Glied
                - was der Gemahl bisher vermied.
                Behält ein Teil Filet zurück,
                als festtägliches Bratenstück.

                Und packt zum Schluss - es geht auf Vier -
                die Reste in Geschenkpapier.
                Da tönt's von fern wie Silberschellen,
                im Dorfe hört man Hunde bellen.

                Wer ist's, der in so tiefer Nacht
                im Schnee noch seine Runde macht?
                Knecht Ruprecht kommt mit goldnem Schlitten
                auf einem Hirsch herangeritten!

                »Heh, gute Frau, habt ihr noch Sachen,
                die armen Menschen Freude machen?«
                Des Försters Haus ist tief verschneit,
                doch seine Frau steht schon bereit:

                »Die sechs Pakete, heil'ger Mann,
                's ist alles, was ich geben kann.«
                Die Silberschellen klingen leise,
                Knecht Ruprecht macht sich auf die Reise.

                Im Förstershaus die Kerze brennt,
                ein Sternlein blinkt - es ist Advent.

                aus: LORIOT's HEILE WELT, Diogenes

2 Kommentare:

  1. Schöööön Sis....Loriot hat eben immer die richtigen Worte;-)

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  2. .. er war ihr bei des Heimes Pflege, seit langer Zeit schon sehr im Wege..lol
    Am nächsten Niklas muss es ein!

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